werden aus Sicht der integrierenden Medizin nicht als isoliertes Problem betrachtet. Uns Menschen kann erst nachhaltig geholfen werden, wenn wir in unserer Ganzheit gesehen und erkannt werden.
Teil der Vorsorgeuntersuchung ist die Bestimmung der Blutfettwerte. Was soll aber unternommen werden wenn der Cholesterinwert nicht im Normalbereich liegt? Die Antworten fallen unterschiedlich aus und dies kommt dadurch zustande, dass die Situation immer eine individuelle ist – hier spielen aktuelle Erkrankungen (Zuckerkrankheit, Herzerkrankungen, Durchblutungsstörung, …), Familienanamnese, Alter des Patienten, Medikamentenanamnese, Lebensstilfaktoren und vieles mehr eine entscheidende Rolle.
Aus Sicht der integrierenden Medizin werden erhöhte Blutfette nicht als isoliertes Problem betrachtet. Uns Menschen kann erst nachhaltig geholfen werden, wenn wir in unserer Ganzheit gesehen und erkannt werden.
Im ersten Schritt besprechen wir mit dem Patient die Befunde die zu der Diagnose „erhöhte Blutfette“ geführt haben. Dabei werden Begleiterkrankungen, Medikamente, Familienanamnese, durchgemachte Erkrankungen und Operationen erhoben. Diese Analyse von bereits Vorhandenem erspart eine Menge Aufwand für Arzt und Patient. Bereits an dieser Stelle lässt sich erkennen wie groß der Handlungsspielraum ist. Erlaubt die Situation genug Zeit um lebensstilmedizinische Maßnahmen umzusetzen oder geht es in erster Linie um das Verhindern von Erkrankungen, die bleibende Schäden mit sich bringen könnten.
Im zweiten Schritt werden je nach Bedarf weitere Untersuchungen wie eine körperliche Untersuchung, eine Duplexsonografie der Halsgefäße, ein EKG, eine 24-h Blutdruckmessung, eine Ergometrie, eine Echokardiografie, etc. organisiert. Ziel ist es Endorganschäden frühzeitig zu erkennen. Die Ergometrie dient zum Ausschluss einer koronaren Herzkrankheit und als Basis für ein sportmedizinisches Training. Weiters werden sogenannte sekundäre Ursachen für eine Erhöhung der Blutfettwerte abgeklärt: Unterfunktion der Schilddrüse, Übergewicht (BMI/ Körperfettmessung), falsche Ernährungsgewohnheiten, … Der Patient wird deshalb ersucht, ein Ernährungsprotokoll über 7 Tage zu schreiben, damit die Ernährungsgewohnheiten möglichst objektiv beurteilt werden können.
Im dritten Schritt analysieren wir die Lebensumstände und Lebensgewohnheiten. Wie schaut die private und berufliche Situation aus. Hier werden die Zufriedenheiten und Sehnsüchte aus den Bereichen „Beruf – Beziehungen – Ich“ erfragt. Ist der Patient in einer stabilen privaten und beruflichen Situation wird er leicht Veränderungen betreffend Ernährung und Bewegung umsetzen können. Wenn dieser sich aber gerade in einer schwierigen beruflichen und/oder privaten Lebenssituation befindet, wird es oft schwierig, zusätzlich Kraft aufzubringen um am Lebensstil zu arbeiten. In diesem Fall wird zumindest vorübergehend eine medikamentöse Therapie zum Einsatz kommen.
Im vierten Schritt besprechen wir alle Befunde und die sich daraus ergebenden Behandlungsmöglichkeiten im Sinne der integrierenden Medizin.
Welche Therapie steht uns zur Behandlung von überhöhten Cholesterinwerten heutzutage offen?
1) Bewegung
2) Ernährung
3) Erreichen von Normalgewicht
4) Medikamentöse Therapie
ad 1) Durch sportmedizinische Maßnahmen kann je nach Trainingsintensität eine Reduktion des Cholesterinwerts erreicht werden. Hierzu eignen sich alle Ausdauersportarten wie Walken, Laufen, Schwimmen, Wandern, Radfahren, etc. und auch Kraftsport. Sport kann bezüglich des Umfangs wie auch der Intensität exakt dosiert werden und somit kann eine Über/ Unterforderung vermieden werden. Als Grundlage wird häufig eine Ergometrie herangezogen.
ad 2) Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass ein Drittel des Cholesterins durch die Nahrung aufgenommen und zwei Drittel vom Körper selbst hergestellt werden. Es ist wichtig zu wissen, dass Ballaststoffe die Wiederaufnahme von Gallensäuren, die zum Großteil aus Cholesterin bestehen, reduzieren und auf diese Weise Cholesterin ausgeschieden werden kann.
Eine bewusste Ernährung ist genauso wie Bewegung wichtig um den Cholesterinwert zu senken.
ad 3) Das Erreichen der Normalgewichtigkeit. Dies ist ein entscheidender Beitrag, da Übergewicht einen hohen Cholesterinwert provoziert.
ad 4) Die am häufigsten verschriebenen Medikamente sind Statine. Diese Medikamentenklasse hemmt einen enzymatischen Schritt in der Herstellung von Cholesterin und verfügt über einen nicht näher bekannten aber effizienten antientzündlichen Effekt, der sich stabilisierend auf die Plaques (Fetteinlagerungen in der Gefäßwand) auswirkt. Ihre Wirksamkeit ist in der Behandlung von Erkrankungsbildern wie einem Zustand nach Herzinfarkt, Schlaganfall, Durchblutungserkrankung der Beine und in der Verhinderung solcher Erkrankung bei Diabetiker sehr gut untersucht. Es sind hochwirksame Medikamente und viele Menschen verdanken diesen Medikamenten, auch nach schwersten Erkrankungen ein gutes Leben führen zu können. Freilich gibt es bei diesen Medikamenten auch Nebenwirkungen. Blutuntersuchungen und eine Aufklärung des Patienten sind die geeignete Maßnahme um das Risiko überschaubar zu halten. Bei entsprechender Indikation bin ich für eine medikamentöse Senkung der Blutfette.
Facit:
An erster Stelle stehen lebensstilmedizinische Maßnahmen, die Reduktion von tierischem Eiweiß, Bewegung und Stress-Abbau. Diese Schritte können vom Patienten selbst gesetzt werden und werden von uns impulsartig begleitet …
Sind Vorerkrankungen wie eine koronare Herzkrankheit, Durchblutungsprobleme der Beine oder eine Blutzuckererkrankung zu erheben, dann werde ich in erster Linie eine schulmedizinisch etablierte Therapie mit cholesterinsenkenden Medikamenten empfehlen. Dies bedeutet aber nicht dass lebensstilmedizinische Maßnahmen, die ein hohes Maß an Zufriedenheit, körperliche Fitness, Vitalität und den Prozess der Genesung erst richtig einleiten nicht zum Zug kommen.
Kommt jemand in die Ordination, der frei von Vorerkrankungen ist, die eine relevanten Bezug zur Cholesterinerhöhung haben, werde ich in erster Linie mit lebensstilmedizinischen Maßnahmen arbeiten. Wobei die Sehnsüchte und Neigungen des Patienten bezüglich gewisser Ernährungsformen, Sportarten und die Art seines Umfelds eine wesentliche Rolle bei der Wahl der Impulse spielen.
Text: Dr. Thomas Wögerbauer
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